Die Anämie (Blutarmut)

Die Anämie (Blutarmut) aus westlicher Sicht.

Das Blut ist eine Körperflüssigkeit, die mit Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems die Funktionalität der verschiedenen Körpergewebe über vielfältige Transport- und Verknüpfungsfunktionen sicherstellt. Blut besteht aus speziellen Zellen sowie dem proteinreichen Blutplasma, das im Herz-Kreislauf-System als Träger dieser Zellen fungiert. Es wird vornehmlich durch mechanische Tätigkeit des Herzens durch die Blutgefäße des Körpers gepumpt. Das Gefäßsystem des Erwachsenen enthält etwa 5 bis 6 l Blut. Durchschnittlich haben Männer etwa 1 l mehr Blut als Frauen, was vor allem auf Größen- und Gewichtsunterschiede zurückzuführen ist.

Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sind die häufigsten Zellen im Blut. Sie dienen vor allem dem Transport von Sauerstoff zu den diversen Körpergeweben und bestehen vor allem aus dem Blutfarbstoff, dem sogenannten „Hämoglobin", bei dem ein wesentlicher Baustein das Eisen ist.

Prinzipiell spricht man von einer Anämie, wenn die Anzahl der Roten Blutkörperchen zu niedrig ist.

Symptome

Die Symptome sind häufig unspezifisch und entweder eine direkte Folge des Sauerstoffmangels (der Hypoxie) oder der Kompensationsmechanismen des Körpers. Patienten bemerken infolge der mangelhaften Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers, als erste Symptome häufig einen Leistungsabfall und schnelle Ermüdbarkeit:

  • Blasse Haut und Schleimhäute
  • Kalte Hände und Füße
  • Durch Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff können Kopfschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Übelkeit, Ohnmacht (Synkopen), Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme und Sehstörungen auftreten
  • Infolge der Hypoxie in den Nieren kann es zu einem geringfügigen Ausscheiden von Blut im Urin (mikroskopischer Hämaturie), einer leichten Eiweißausscheidung (Proteinurie) und einem Rückhalt von Salz und Wasser kommen
  • Bei länger anhaltender Anämie können brüchige Finger- und Fußnägel, Haarausfall und Spliss beobachtet werden
  • Da der Körper versucht, den Sauerstoffbedarf der Gewebe trotz der verminderten Sauerstofftransportkapazität des Blutes zu decken, können eine beschleunigte Atmung (Tachypnoe) und ein erhöhter Herzschlag (Tachykardie) auftreten

Diagnose

Die Diagnose erfolgt über ein Blutbild; als Blutbild wird die Untersuchung des Blutes auf seine verschiedenen Bestandteile bezeichnet. Man kann ein kleines Blutbild von einem großen Blutbild, zu dem dann neben dem kleinen Blutbild noch ein Differentialblutbild gehört, unterscheiden.

Je nach dem Hämoglobingehalt und der Größe der Blutkörperchen, die vermindert im Blut vorliegen, werden die Anämien eingeteilt in:

  • hypochrome Anämie
  • normochrome Anämie
  • hyperchrome Anämie
  • hämolytische Anämie

Anämieformen im Einzelnen

Hypochrome Anämie (mikrozytäre, hypochrome Anämie): zu kleine Blutkörperchen mit verminderter Hämoglobinmenge:
Etwa 80 Prozent aller Anämien beruhen auf einem Eisenmangel, der sogenannten Eisenmangelanämie: zu wenig Eisen im Körper (z.B. durch Blut- und damit Eisenverlust bei Hypermenorrhoe (vermehrter Menstruationsblutung) oder chronische Blutungen im Magen-Darm-Trakt)

  • Eisenverwertungsstörungen: z.B. bei chronischen Entzündungen oder Tumoren (Entzündungsanämie/Infektanämie/Tumoranämie)
  • Hämoglobinopathien (Erkrankungen, die durch Störungen des Hämoglobins/Blutfarbstoff bedingt sind)
  • Erkrankungen des allgemein Blut-bildenden Knochenmarks (Myelodysplastisches Syndrom)
  • Erkrankungen der roten Blutkörperchen, bei denen durch einen Gendefekt das Hämoglobin nicht ausreichend gebildet bzw. gesteigert abgebaut wird (z.B. Thalassämie).

Normochrome Anämie (normozytäre, normochrome Anämie): zu wenige, aber normal große Blutkörperchen:

  • Akute Blutung (Blutungsanämie)
  • Hämolytische Anämien (Zerstörung der Blutkörperchen durch z.B. immunologische Vorgänge)
  • Endokrinologische Ursachen: z.B. Hypo- und Hyperthyreose (Schilddrüsenunter- und –überfunktion, Panhypopituitarismus (Mangel oder ein Fehlen sämtlicher in dem Hypophysenvorderlappen gebildeter Hormone), Nebennierenrindeninsuffizienz)
  • Lebererkrankungen
  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; renale Anämie)
  • Aplastische Anämie (Knochenmarkinsuffizienz/Knochenmarkschwäche mit Panzytopenie/ein Mangel in allen drei Zellreihen (Trizytopenie) der Blutbildung, also eine Leukozytopenie (verminderte Anzahl an weißen Blutkörperchen), Anämie und Thrombozytopenie/verminderte Anzahl an Blutplättchen)
  • Leukämie (Blutkrebs), Metastasen (Tochtergeschwülste), Myelofibrose, Plasmozytom
  • frühe Eisenmangelanämie

Hyperchrome Anämie (makrozytäre, hyperchrome Anämie): zu große Blutkörperchen mit zu viel Hämoglobin:

  • Folsäure bzw. B12-Konzentrationen im Serum erniedrigt
    • Folsäuremangelanämie
    • Perniziöse Anämie (Resorptionsstörung für B12; B12-Mangelanämie)
    • Bandwurmerkrankung
  • Folsäure bzw. B12-Konzentrationen im Serum normal
    • Chronische Lebererkrankungen
    • Chronische Nierenerkrankungen
    • Chronisch-entzündliche Erkrankungen
    • Intoxikationen

Hämolytische Anämie: Zerstörung der Roten Blutkörperchen durch verschiedene Mechanismen mit vermehrtem Nachweis von „Bruchstücken" der Erythrozyten (erhöht sind z.B. Urobilin im Urin (dunkler Urin) und im Blut indirektes Bilirubin, LDH, HBDH, Eisen, freies Hämoglobin, Retikulozyten und BSG)

  • Hämolytische Anämie durch:
    • Enzymdefekte
    • Membrandefekte
    • Erythrozytäre Antikörper
    • Hämoglobinopathien (Erkrankungen, die durch Störung des Hämoglobins/Blutfarbstoff bedingt sind): z.B. Sichelzellenanämie.

Therapie

Die Behandlung von Anämien hat als Erstes das Ziel, die Ursachen zu beseitigen.

  • Bei Eisenmangelanämien (sofern nicht bei Frauen durch Hypermenorrhoe bedingt) steht die Suche nach Blutungen im Verdauungstrakt als möglicher Ursache der Anämie im Vordergrund. Wenn Eisen substituiert (ersetzt) werden muss, geschieht dies meist mit Tabletten, in seltenen Fällen (entzündliche Magen-/Darmerkrankungen, Malabsorption, schlechte Verträglichkeit der oralen Gabe) auch als Infusion oder Injektion per Spritze.
  • Hyperchrome Anämien werden durch Beseitigung der Ursachen (Medikamentnnebenwirkung, Behandlung einer Bandwurmerkrankung) und die Gabe von Vitamin B12 oder Vitamin B6 behandelt.
  • Akute Blutungen werden durch Transfusion von Erythrozyten-Konzentraten behandelt.
  • Liegt die Ursache in einer nicht ausreichenden Blutbildung durch genetisch bedingte Defekte, kann eine Knochenmarksspende Heilung oder Linderung versprechen.
  • In einigen Fällen werden zur Anregung der Blutbildung Medikamente gegeben, die eine ähnliche Wirkung wie Erythropoetin aufweisen, gegeben (vorwiegend bei der Behandlung der Blutarmut von Dialysepatienten, bei denen die Blutbildung infolge eines Nierenversagens gestört ist, und nach aggressiven Chemotherapiezyklen)

Blutarmut nach der TCM-Sicht.

Die Gründe, warum man TCM-Ärzte aufsucht, sind oftmals Müdigkeit/Erschöpfungszustände, Schlafprobleme, Herzklopfen, Kalte Hände und kalte Füße, Taubheitsgefühle, Neurodermitis und Verdauungs- und Wirbelsäulenprobleme. Die Laborwerte sind häufig in Ordnung. Es liegen meist noch keine Durchblutungsstörungen vor. Die Wirbelsäulen- und Magen-Darm-Untersuchungen ergaben keine pathologischen Befunde. Die Schulmedizin sagt: Wir können bei Ihnen nichts finden. Sie sind gesund!!

Nun woher kommen diese Beschwerden??

Nach der TCM-Anamnese wurden Milz/Pankreas-, Herz/Dünndarm- sowie Nieren/Blasendysfunktionsprobleme und noch dazu eine Blutarmut festgestellt? Warum??

TCM hat ein klares System von Ursache und Wirkung, in das die Beschwerden zugeordnet werden können. Man weiß, wieso, weshalb, warum und was, und TCM hat ihre eigene Sprache, um Beschwerden zu beschreiben. Mit Milz/Pankreas bezeichnet man in der chinesischen Medizin das gesamte Verdauungssystem als Funktion. Dazu kommen Magen-, die Leber/Gallenblasen- sowie Darmfunktion Die Milz ist für die Blutproduktion verantwortlich. Die Leber speichert das Blut und das Herz verteilt dieses über die Gefäße in den gesamten Körper /Organe, Sinnesorgan, Gehirn, Extremitäten und Haut.

Symptome der Blutarmut aus der TCM-Sicht:

  • Müdigkeit
  • Gesichtsblässe
  • Trockene Haut/ Haarausfall
  • Brüchige Fingernägel
  • Lebhafte Träume bis Alpträume, Schlaflosigkeit, Herzklopfen / Tachycardie / Herzrhythmusstörungen
  • Muskelschmerzen bis Spasmen/Krämpfe, Zittern/Tremor, Sehnenscheidenentzündungen / Tendovaginitis weil die Muskeln und Sehnen nicht ausreichend durchblutet werden.
  • Gesichtsfeldausfälle, Nachtblindheit, evtl. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl
  • unregelmäßige Menstruationsblutung / zu schwach, zu stark, zu schmerzhaft bis ausbleiben der Menstruation
  • schwerer Blutmangel kann sich in ZNS-Symptomen manifestieren wie psychischer Instabilität, Restless-Legs-Syndrom, Neuropathie mit Parästhesie/Taubheitsgefühl bis zu motorischen Ausfällen wie Gangstörungen und Lähmungen.

Ursachen der Blutarmut (Eisenmangelanämie) aus der Sicht der TCM:

  • Milz-Qi/Milz-Yang-Qi- und Nieren-Yang-Qi-Mangel. Westliche Krankheitsbilder: Eisenmangelanämie, Vitamin B 12- und Folsäuremangelanämie
  • Essenz /Jing- Mangel / Konstitutionelle Schwäche/ genetische Störung der Blutbildung (Siehe oben aus der schulmedizinischer Sicht. Diese werden schulmedizinisch behandelt
  • Blutverluste durch zu starke Menstruationsblutung, Geburten, schwere Verletzungen
  • Dauerstress mit chronisch bestehenden Angstzuständen, die zur Nierenfunktionsstörung führen können
  • Fieberhafte Infekt, Tumorerkrankungen sowie lange bestehende chronische Infektionskrankheiten
  • Mangelernährung, Verwertungsstörungen bei Magen-Darm- und Nieren-Erkrankungen
  • Sofern schulmedizinisch schwere bestehende Vorerkrankungen sowie genetische Defekte ausgeschlossen werden können, ist TCM-Therapie durchaus sehr wirksam bei Blutarmut.

Die Therapie der Blutarmut / Mangel aus der TCM Sicht:

  • Substitution mit Blutkräuter: Radix Rhemanniae, Radix Angelika sinensis, Radix Paeoniae alba und Milz-Qi-tonisierenden Kräuter : Radix Ginseng, Rhizoma Atractylodes Macrocephalae, Poria cocos und Radix Glycyrrhizae
  • Akupunktur: Blutbildungsanregende Punkte: Mi 10, Bl 17 und 20, Mi 6, Ma 36
  • Ernährungstherapie