Vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose)

Vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose) aus westlicher Sicht

Schwitzen ist ein normales, gesundes Phänomen. Jeder Mensch schwitzt, um überschüssige Wärme aus dem Körperinneren nach außen abzuführen, z.B. beim Sport, heißen Außentemperaturen oder Fieber.

Geregelt wird die Schweißbildung über am ganzen Körper verteilte Schweißdrüsen durch das vegetative Nervensystem (Sympathikus- und Parasympathikus-/Vagus-Nerven).

Zum Problem wird krankhaftes Schwitzen, wenn die Schweißproduktion über ein als normal empfundenes Maß ansteigt, das kann ganztägig, tags oder auch nur nachts auftreten.

Es wird zwischen idiopathischer oder primärer und sekundärer Hyperhidrose unterschieden:

  1. Bei der idiopathischen oder primären Hyperhidrose handelt es sich um Schwitzen ohne erkennbare Ursache. Dabei kann es sich um Schweißausbrüche am ganzen Körper oder umschrieben in den Achselhöhlen, an Fußsohlen und Handflächen handeln. Oft sind diese Symptome so stark, dass die sozialen Kontakte gestört werden können, wenn jedes Händeschütteln zur Qual wird oder das durchgeschwitzte Hemd peinlich ist.
  2. Bei der sekundären Hyperhidrose liegt der vermehrten Schweißneigung eine erkennbare Ursache zugrunde, z.B. bei Übergewicht, in den Wechseljahren, bei Stress, Entzugserscheinungen bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente. Übermäßiges Schwitzen ist nicht selten Symptom einer bestimmten Erkrankung. Verantwortlich sind häufig Hormon- und Stoffwechselerkrankungen wie z.B. eine Schilddrüsenüberfunktion, aber auch Infektionen, Nervenstörungen, Krebsleiden oder psychische Erkrankungen wie Angststörungen. Schwitzen treten auch aus psycho-sozialen Ursachen auf, z.B. bei Aufregung wie beim Reden vor vielen Menschen. Ebenfalls einer sekundären Hyperhidrose zuzuordnen sind akute Schweißausbrüche, oft mit kaltem Schweiß am ganzen Körper, die einen Notfall wie einen Zuckerschock oder einen Herzinfarkt anzeigen können (besonders wenn zusätzlich Symptome wie Zittern, Angstgefühle, Kopf- und Brustschmerzen, Atemnot oder Schwindel auftreten). Aber auch Panikattacken bei einer Angststörung können sich so äußern.

Die Domäne der Therapie der krankhaften Schweißneigung ist in der westlichen Medizin vor allem die Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen. Zwar gibt es auch verschiedene Ansätze zur Behandlung der Hyperhidrose ohne feststellbaren Grund wie z.B. die Botox-Behandlung oder die operative Entfernung der Schweißdrüsen in den Achseln, insgesamt sind die Therapiemöglichkeiten hier aber deutlich eingeschränkter.

Ein besonders häufig geschildertes Phänomen in meiner Praxis ist inadäquates Schwitzen in der Nacht, der Nachtschweiß. Nachdem organische Ursachen ausgeschlossen werden konnten, hat die TCM hier häufig erfolgreiche Therapieansätze anzubieten.

Vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose) aus Sicht der TCM

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der Schweiß die Flüssigkeit des Herzens.

Der Schweiß ist Körperflüssigkeit (chinesisch Yin Ye), die Bestandteile des Blutes enthält. Es besteht somit ein enger Zusammenhang zwischen Blut und Körperflüssigkeit. Das Blut wird vom Herzen regiert und ist die Hauptflüssigkeit dieses Organs.

  • Die Trad. chinesische Medizin unterscheidet unterschiedliche Arten des Schwitzens.
  • Die Lokalisation
  • Kalter oder warmer Schweiß
  • Riechend oder geruchslos
  • Zeitliches Auftreten: nachts oder tagsüber
  • Situative Auslöser : Stress, Aufregung

Für eine chinesische Diagnose sind aber noch weitere Details unverzichtbar. Insbesondere z.B. vorausgegangene Infektionskrankheiten, stattgehabte Operationen, Verdauungsbeschwerden, Schlafverhalten, Ernährungsgewohnheiten oder Medikamenteneinnahme.

Für die Traditionelle Chinesische Medizin ist Hyperhidrose keine Krankheit, sondern eine Dysregulationsstörung, die ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang anzeigt und auf ein anderes zugrundeliegendes Krankheitsgeschehen hinweisen kann.

Zwei in der westlichen Medizin bekannten Krankheitsbilder aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin:

  1. Tritt das übermäßige Schwitzen spontan und bei kleinster körperlicher Anstrengung in Verbindung mit Palpitationen (Herzstolpern) oder auch Luftnot (Dyspnoe) auf, ist das Dysharmoniemuster dem Herz- Lungen Yang-Qi zuzuordnen. Die Lunge hat die Funktion, die Poren zu öffnen und zu verschließen. Übermäßiges Schwitzen wird auch als Verlust von Qi und Herz-Blut angesehen, der zu Symptomen wie z.B. zu Palpitationen des Herzens führen kann.
  2. Tritt das übermäßige Schwitzen in der Nacht auf (z.B. im Rahmen der Wechseljahre/ des Klimakteriums), liegt aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin ein Nieren-Herz-Yin-Mangel vor (Nachlassen der Nieren-Yin-Funktion, des Chong-Mai –Meridians (Meridian, der die Gebärmutter und die Menstruation beeinflusst) und des Ren-Mai –Meridians (Haupt-Yin-Meridian, der die Menstruation und die Fruchtbarkeit beeinflusst).

Hyperhidrosis lässt sich mit der trad. Chin. Medizin gut mit Phytotherapie (Kräutertherapie) in Kombination mit Akupunktur und Ernährungstherapie nach den fünf Elementen behandeln.